Nichts Besseres unter der Sonne

Vor ein paar Tagen feierte unser Samuel seinen 17. Geburtstag. Auch wenn er keine speziellen Wünsche geäußert hat, mit der Auswahl des Geburtstagskuchens hat es geklappt. Und er hat sich spürbar schon ein paar Tage vorher drauf gefreut. Das ist nicht selbstverständlich, denn Samuel spricht eher wenig und oft ist uns nicht klar, was in ihm vorgeht. Er hat Down-Syndrom und ist zudem im Autismus-Spektrum unterwegs.

An seinem Festtag selbst hat Samuel dann stolz sein schönstes Hemd angezogen und seinen Geburtstag ganz bewusst gefeiert. Papa ist zum Bäcker gefahren und hat frische Brötchen besorgt. Samuel hat glücklich seine Geschenke ausgepackt und fröhlich dabei gestrahlt. Wie jedes Jahr, hat er einen Erdbeerkuchen (natürlich mit Sprühsahne) mit in die Schule genommen.

Als Mama ihn ausnahmsweise selbst in die Schule brachte, konnte sie beobachten, wie er stolz den Klassenraum betrat, die Arme in die Höhe reckte und laut rief.

Keine Frage, Samuel ließ sich an diesem Tag feiern (er war allerdings der Meinung, er sei 19 geworden), auch, als am Nachmittag dann eine Freundin mit ihren drei kleinen Mädchen zur Party kam – er stand zuvor am Fenster und erwartete sie schon. Und dann war er wie ein geduldiger großer Bruder und spielte bereitwillig, wie er sich sonst kaum jemandem zuwendet.

Überhaupt strahlt er zur Zeit eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit aus, ist mit sich im Reinen – und das tut allen gut, die ihm begegnen.

Als meine Frau dann von der Schule nach Hause kam, schlug sie ihr Losungsbuch auf. Die täglichen Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine gibt es schon seit fast 300 Jahren. Ein, zwei kurze Worte aus der Bibel geben einen Impuls für den Tag. Heute lesen Christen aus vielen Kirchen die Losungen in etwa 60 Sprachen.

Und wie lauteten die Texte für Samuels Geburtstag?

Ich pries die Freude, dass der Mensch nichts Besseres hat unter der Sonne, als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein. Das bleibt ihm bei seinem Mühen sein Leben lang, das Gott ihm gibt unter der Sonne. (Prediger 8,15)

Freuet euch in dem Herrn allewege. (Philipper 4,4)

Ergänzt wurden diese zwei Verse aus der Bibel durch einen modernen Text von Pierre Stutz:

Gesegnet bist du vor all deinem Tun.

Lass dir das Gute zusprechen im Genießen des Lebens, der Zärtlichkeit, des Mitgefühls, des Staunens, der Sensibilität.

Genieße die alltäglichen Wunder, so wirst auch du zum Segen für viele.

(aus: Jeden Augenblick segnen © 2016 Verlag am Eschbach in der Verlagsgruppe Patmos der Schwabenverlag AG)

 

Wir hatten den Eindruck: Diese Worte passen ganz wunderbar zu unserem Samuel. Und durch seine Art, das Leben Tag für Tag ziemlich unbeschwert zu genießen, ist er nicht nur für uns, sondern für viele Menschen längst ein Segen geworden. 

Also, ich will lernen, selbst die alltäglichen Wunder zu genießen …