Laurent Nouwen über das Credo seines Bruders Henri
Wir sind dankbar, dass wir Henri Nouwens Buch Adam – Mein Freund ohne Worte neu übersetzt herausgeben konnten. Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1997 unter dem Titel Adam – God’s Beloved. Und eine erste deutsche Ausgabe war 1998 im Verlag Herder erschienen.
Die Adam-Biografie steht im Zentrum unseres Anliegens als Verlag, denn hier findet sich die Kernbotschaft des christlichen Glaubens in Verbindung mit dem Thema Leben mit Behinderung. Hier veröffentlichen wir das Nachwort von Laurent Nouwen zu dieser deutschen Ausgabe.
„Von allen Büchern, die Henri geschrieben hat, hatte dieses Buch wahrscheinlich den größten Einfluss auf mein Leben und meine Sicht vom Christsein“, schreibt er.
Das Nachwort von Laurent Nouwen
Sie haben gerade die Geschichte von Adam und Henri gelesen. Die Fakten der Geschichte sind einfach. Henri, ein Priester und Theologieprofessor, beschloss im Alter von vierundfünfzig Jahren, die akademische Welt zu verlassen, um sich einer kleinen Gemeinschaft von Menschen mit Behinderung und Assistenten anzuschließen.
Direkt nach seiner Ankunft wird Henri beauftragt, sich um Adam zu kümmern, einen Mann im Rollstuhl, der nicht sprechen oder alleine essen kann und der immer wieder epileptische Anfälle hat. Ein Mann, der an ein Leben gebunden ist, das kaum weiter entfernt sein könnte vom Leben von Henris letztem Publikum, hochintelligente und ehrgeizige Studierende an der Universität Harvard.
Henri, ein Mann des gesprochenen Wortes, der spirituellen Argumente und der religiösen Einsichten, hat Angst vor Adam.
Was nun? Er hat sich in seinem Leben noch nie körperlich um jemanden gekümmert. Er bringt überhaupt keine beruflichen Fähigkeiten mit, um einen Menschen mit Behinderung zu pflegen, geschweige denn eine Person, mit der er nicht kommunizieren könnte. Widerwillig und mit großer Angst wird er ermutigt, für Adam da zu sein, sich um diesen unheilbaren Mann zu kümmern, ihn zu waschen, anzuziehen, zu füttern; ihn in seinen Rollstuhl zu heben und an sonnigen Tagen mit ihm spazieren zu gehen.
Nach sechs langen Monaten täglicher Fürsorge für Adam wird Henri von seiner Gemeinschaft mit anderen Aufgaben betraut, aber inzwischen wurde der Priester Henri durch Adam völlig bekehrt zu einem neuen Leben und einer neuen Vision: Christus ist lebendig, verkörpert im Leiden des Anderen, inkarniert im verwundeten Leib der Menschheit.
Zehn Jahre nach ihrer ersten Begegnung stirbt Adam, während Henri einige Monate außerhalb seiner Gemeinschaft lebt, um zu schreiben. Umgeben von Stapeln theologischer Bücher will er sein Credo schreiben und in abstrakten Worten das Wesentliche seines Glaubens formulieren. Aber er kann die Worte nicht finden und fasst sein Credo schließlich zusammen, indem er niederschreibt, was der sprachlose Adam ihn gelehrt hat.
Dieses Credo ist das Buch, das Sie gerade gelesen haben. Henris letztes Zeugnis, das in den Monaten geschrieben wird, bevor er selbst – sieben Monate nach Adam – im Alter von vierundsechzig Jahren an einem Herzinfarkt stirbt. Aber Adams Geschichte ist damit nicht zu Ende.
Ich bin Laurent
Ich bin Laurent, geboren Anfang 1944, zwölf Jahre nach meinem Bruder Henri. Ich war erst sechs Jahre alt, als Henri sein Zuhause verließ, um Priester zu werden. Irgendwie waren wir eine Generation auseinander. Henri hatte seine Wurzeln in einer stabilen katholischen Epoche. Unser Familienleben war immer noch nach dem liturgischen Kalender organisiert. Mama ging jeden Morgen früh zur Messe in die Pfarrkirche, Papa war Mitglied verschiedener katholischer Organisationen. Im Mai, dem Monat der Heiligen Maria, ob wir wollten oder nicht, drehten wir nach dem Abendessen unsere Stühle um, knieten nieder und beteten den Rosenkranz. 1957 wurde Henri zusammen mit siebzehn Klassenkameraden ordiniert. „Those were the days“ der Kirche, könnte man heute sagen.
Mein Aufwachsen fand auf weniger festen religiösen Grundlagen statt. Der Existentialismus war attraktiver als der Dogmatismus. 1968 brachte mir als Student Rebellion gegen Autoritäten, auch gegen die allwissende Kirche. Obwohl das Zweite Vatikanische Konzil eine gewisse Öffnung für eine neue religiöse Vitalität gab, installierte Rom einige Jahre nach dem Konzil konservative Bischöfe in den Niederlanden als Wächter der alten Ordnung und der traditionellen exklusiven Glaubensweise. Ich muss zugeben, dass ich mit einer zunehmenden Allergie gegen institutionalisierte Religion die Kirche aus den Augen verlor und noch schlimmer Jesus – der, wie ich sehr viel später zu verstehen begann, die gleiche Allergie hatte.
Innerhalb von zwei Jahrzehnten ab 1957 waren nur noch ein paar von Henris siebzehn Klassenkameraden Priester. Henri hatte Holland verlassen, um sich in den Vereinigten Staaten weiterzubilden. Nach einem enttäuschenden zweijährigen Gegenbesuch in seinem Heimatland ging Henri wieder und er bekam eine Anstellung an der Yale Divinity School, wurde ein sehr beliebter Lehrer, ein bekannter Autor und ein quer durch die Staaten begehrter Redner.
Dort in Übersee hatte er eine geneigte Zuhörerschaft, doch in seinem Heimatland hörte ihm niemand zu, auch nicht sein jüngster Bruder.
Ja, ich habe seine Bücher gelesen
Henri schrieb während seines Priestertums mehr als vierzig Bücher. Großherzig schickte er jedes neue Buch an seine Freunde und Familienmitglieder, oft mit einer persönlichen Notiz wie: „Möge das Antlitz unseres Herrn Jesus auf dich scheinen und dir Freude und Frieden bringen.“ Ja, ich habe seine Bücher gelesen, aber ich muss zugeben: mit einem gewissen Vorbehalt. Okay, Henri, in Ordnung, wenn du deinen Glauben, deine Hoffnung und deine Kämpfe so eloquent, intensiv und persönlich ausdrückst, aber komm mir nicht zu nahe. Ja, ich hielt Henri, Religion und auch Jesus vorzugsweise auf sicheren Abstand.
Henri starb 1996 völlig unerwartet im Alter von vierundsechzig Jahren. Er war auf dem Weg von Kanada zur Eremitage in St. Petersburg, Russland, für eine Dokumentation über Rembrandts Gemälde „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes“. Sechs Jahre zuvor hatte er einen Bestseller über diese Geschichte geschrieben. Bei einem Zwischenstopp in den Niederlanden erlitt er einen Herzinfarkt, wurde eine Woche lang im Krankenhaus behandelt, bevor er an einem zweiten Anfall starb. Ich saß jeden Tag an seinem Bett.
Nach einer ersten Trauerfeier in der Kathedrale, in der er neununddreißig Jahre zuvor ordiniert worden war, musste ich seinen leblosen Körper als Gepäck mit der Aufschrift „die Überreste von Henri Nouwen“ zurück in seine Gemeinschaft nach Kanada begleiten. Ich brach zusammen und weinte während des ganzen Fluges. Wo bist du, lieber Bruder? Warum höre ich dich nicht? Vorbei war der Sicherheitsabstand, doch es war zu spät!
Nach einer bewegenden zweiten Trauerfeier mit Freunden aus aller Welt senkten wir den von seiner Gemeinschaft farbenfroh dekorierten Sarg in ein schlichtes Grab. Sein dreiundneunzigjähriger Vater war der erste, der etwas Erde in die dunkle Grube schaufelte.
Völlig leer kehrte ich nach Hause zurück. Verloren waren mein bisheriges eingebildetes Selbstvertrauen und meine Orientierung. Während seiner zweimal im Jahr stattfindenden Besuche in Holland hatte Henri mir oft von jenem Mann, Adam, erzählt. Ich fing an, mich damit zu beschäftigen, wer dieser Adam gewesen war.
Dabei stieß ich auf etwas Videomaterial. Ich sah, wie Henri Adam in einem Rollstuhl über das Daybreak-Gelände schob. Ich hörte seinen Kommentar:
„Durch Adam habe ich gelernt, Gott auf eine sehr persönliche Weise kennenzulernen, und ja, in seiner Schwäche offenbart er uns Gott.“
Und ein bisschen weiter in diesem Video:
„Adam erschafft unsere Gemeinschaft, in seiner Schwäche lässt er uns alle zusammenarbeiten, um für ihn zu sorgen, und lässt uns wissen, dass er ohne Frieden zwischen uns nicht überleben kann.“
Moment mal, Bruder, ich hatte es immer für selbstverständlich gehalten, dass du – Priester und Professor der Theologie, weltberühmter Autor von Büchern über Gott – Gott sehr gut kennst, dass du ein professioneller Gläubiger warst, dass du Gott von Anfang an offenbart hast. Aber jetzt sagst du mir, dass Adam dein Lehrer war, dein Professor, und dass nicht deine eigenen Einsichten dich Gott nähergebracht haben, sondern die Einsichten eines unheilbaren Mannes mit Behinderung, der kein Wort sprechen konnte.
Zwei Monate nach Henris Tod erhielt ich ein Exemplar des letzten Buches, das er geschrieben hatte. Sein letztes Credo mit dem Titel Adam, posthum veröffentlicht.
Vielleicht haben Sie das Buch gerade voller Wertschätzung für die Geschichte eines Priesters und eines Mannes mit Behinderung in einer weit entfernten kleinen Gemeinschaft geschlossen. Vielleicht finden Sie es auch etwas weit hergeholt, das Leben Adams mit dem Leben von Jesus zu vergleichen. Aber von allen Büchern, die Henri geschrieben hat, hatte und hat dieses Buch, das heute vor fünfundzwanzig Jahren veröffentlicht wurde, wahrscheinlich den größten Einfluss auf mein Leben und meine Sicht vom wahren Christsein. Es war ein dreifacher Augenöffner für meine vernebelten kurzsichtigen Augen.
Adam: das Antlitz von Gottes Geliebtem
Adams Geschichte hat mir die Augen für Henri geöffnet. Ich war voreingenommen gewesen, Henri als Priester zu sehen, der Gott so gut kannte und ein so klares Bild von Gott hatte, ganz anders als ich selbst. Ich konnte nie an die Existenz eines Gottes glauben, wie ihn sich die Menschheit vorstellte, wie heilig die heiligen Bücher auch waren. Henris Begegnung mit Adam lehrte mich, dass Gott einfach das Göttliche ist, das „sein kann“, wenn wir es schaffen. Jetzt sah ich, dass Jesus kein tatenloser Name war, sondern ein lebenswichtiges Verb. Nun verstand ich, dass die Bibel nicht einfach ein Altes und ein Neues Testament war, sondern ein lebendiges Zeugnis von uns, die wir in der heutigen Welt aktiv sind. Adam und Henri brachten mich dazu, die alte Hymne Ubi caritas et amor, Deus ibi est zu singen, heute der Hit in den Taizé-Gemeinschaften.
Wo Nächstenliebe und Liebe sind, da ist Gott, das Göttliche. Ich erkannte, dass ich dafür verantwortlich bin, dass das Göttliche ist. Wo ich nicht bin und wo die Menschheit nicht in voller und bedingungsloser lebendiger Nächstenliebe und Liebe ist, gibt es keinen Gott, keinen Göttlichen und Gott ist tot. Es liegt nicht an mir, zu verurteilen, aber wenn ich über mein eigenes Verhalten nachdenke, wenn ich über die vorherrschende menschliche Gier, den Hass und Egoismus und die meisten Ereignisse in unserer Kultur und Geschichte nachdenke, ist Gott häufiger tot als lebendig.
Das Wertesystem von Jesus ist der Art und Weise, wie wir leben, radikal entgegengesetzt. Die Letzten werden die Ersten sein, unsere Rache sollte Vergebung sein, wer sein Leben verliert, der wird es finden: Das entspricht nicht gerade unserer täglichen Praxis! Es mag zynisch klingen, aber ich sage: Kein Wunder, dass Jesus getötet wurde; kein Wunder, dass er immer noch täglich getötet wird. Aber der zutiefst eingeschränkte Adam versetzte Henri – ohne ein einziges Wort zu sagen – vom Professor zu einem einfachen Mann, indem er caritas et amor teilte, so dass etwas Göttliches hindurchschimmerte.
„Erbarme dich, mein Gott“, ruft Petrus bitterlich in der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach, nachdem er Jesus verraten hat. Wir alle hören mit Tränen in den Augen zu. Aber ist es nicht unser täglicher Verrat: „Ich kenne diesen Menschen nicht“? Warum drehen wir es nicht um, warum hören wir nicht Gottes Schrei: „Erbarme dich, mein Mensch“, einen Schrei, der in „Adam“ verkörpert ist? Seit Jahrhunderten singen wir „Herr, erbarme dich“ (Kyrie eleison), aber ist es nicht an der Zeit, dass wir die Verantwortung übernehmen, Gott zu antworten, der uns täglich zu singt: „Menschheit, hab Erbarmen mit mir“?
Adam: eine Einladung zur Menschlichkeit
Adams Geschichte hat mir die Augen für eine neue Welt geöffnet. Die Daybreak-Gemeinschaft, in der Adam und Henri lebten, ist klein und kommt in den Nachrichten nicht vor. Vielleicht einige hundert Mitglieder dieser Gemeinschaft versuchen und beten darum, dort in gegenseitigem Respekt für die verletzlichen Talente und Gaben des Anderen zusammenzuleben. Die wirtschaftsgetriebene Welt mag das als eine Gemeinschaft von Pflegekräften und Pflegebedürftigen beschreiben, doch damit verfehlt sie die Essenz dessen, was die Gemeinschaft zusammenhält: Fürsorge und Liebe füreinander.
Allmählich erkannte ich, dass Adams Geschichte keine Insider-Geschichte ist. Wie klein die Daybreak-Gemeinschaft auf den ersten Blick auch sein mag, mit jeder Reflexion über den menschlichen Zustand wird sie größer und größer. Daybreak ist so groß wie unsere ganze Welt, sie hat so viele Mitglieder wie alle Menschen auf der Erde.
Die Welt ist ein Ort behinderter, verletzlicher und schwacher Menschen mit dem größten Bedürfnis, in gegenseitigem Respekt vor den verletzlichen Talenten und Gaben des Anderen zusammenzuleben.
Überall auf der Welt steckt ein Adam in jedem Mann und jeder Frau, und so auch in Henri.
Adam und Eva sind verkörpert in den Armen, den Ausgegrenzten, den Obdachlosen, den Geflüchteten, den Verfolgten, den Hungernden, den Einsamen und all jenen, die Jesus in der Bergpredigt als die Gesegneten bezeichnete. Und all diese Männer und Frauen leben Tür an Tür mit uns und betteln darum, vollwertige Mitglieder unserer Gemeinschaft zu sein. Wir alle können in Anerkennung unserer eigenen Schwäche, Sterblichkeit und Unvollkommenheit Gott dem anderen offenbaren. Jeder von uns kann über das Singen des Hymnus hinausgehen und in caritas et amor leben und handeln, damit das Göttliche aus den Gesichtern von Männern und Frauen leuchtet, damit das göttliche Wort Fleisch wird. Das ist die radikale Botschaft und Mission Adams.
Adam: der einzige Weg zum Weltfrieden
Adams Geschichte hat mir die Augen für eine neue Politik geöffnet. „Adam erschafft unsere Gemeinschaft, in seiner Schwäche lässt er uns alle zusammenarbeiten, um für ihn zu sorgen, und lässt uns wissen, dass er ohne Frieden unter uns nicht überleben kann.“ Während seiner akademischen Laufbahn hatte Henri seinen Blick oft nach außen gerichtet, um Christus praktischer als durchs Lehren nachzufolgen. Aber nachdem er sechs Monate als Mönch in einem kontemplativen Kloster gelebt hatte, erkannte er, dass er ein Fremder in diesem Paradies war. Später ging er zum praktischen Helfen in die Barrios von Lima, Peru, beeindruckt von der Befreiungstheologie. Aber nach einem halben Jahr wurde ihm geraten, besser als Anwalt der Armen nach Amerika zurückzukehren als zu versuchen, ein Zimmermann oder Maurer zu werden.
Doch seine aufstrebende Karriere in Harvard entfernte ihn weiter von seiner Berufung: dem Weg nach unten, den Jesus selbst gegangen war. Daybreak im Alter von vierundfünfzig Jahren beizutreten, war riskant. Sein ganzes Leben lang hatte er ein einsames Leben geführt. Würde er überhaupt in der Lage sein, in einer engen Gemeinschaft zu leben? Würde er wieder als unpraktisch und unfähig, Menschen mit Behinderung zu helfen, abgelehnt werden? All diese Zweifel wurden von Adam beantwortet: Henri, wirst du dich um mich kümmern, mich anziehen, mich füttern, mich waschen und wirst du meinen Rollstuhl schieben? Und so erbaten Adam und alle Kernmitglieder von Daybreak die Hilfe aller möglichen Menschen. Menschen mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, Hintergründen, Temperamenten und Überzeugungen. Menschen, die sich nicht füreinander entschieden hatten und dies im „normalen“ Leben wahrscheinlich auch nie tun würden, sondern von den Menschen mit Behinderung von Daybreak ausgewählt wurden. Alle diese widersprüchlichen Charaktere konnten gut und in Frieden zusammenarbeiten, wenn sie sich auf die Bedürfnisse der Bedürftigen konzentrierten und auf sie eingingen, und so wurde ein Blick auf das Königreich sichtbar.
Aber noch einmal: Was, wenn wir Daybreak als pars pro toto („Ein Teil [steht] für das Ganze“) sehen könnten, als Fragment, als kleinen Stein im Mosaik unserer großen Welt? Wenn wir die vielen, vielen Adams neben uns sehen würden – könnte dann nicht die ganze Welt ein viel besserer Ort sein? Wenn wir uns auf die Bedürfnisse der Bedürftigen konzentrieren würden anstatt auf den unbegrenzten Wunsch nach mehr Macht, mehr Besitz, Reichtum und Prestige für uns selbst – wäre der Frieden nicht näher, wenn sich unsere Regierungen zusammenschlössen, um marginalisierten Völkern, unterdrückten und zum Schweigen gebrachten Minderheiten das Leben zu ermöglichen?
Würde das Königreich nicht ein wenig durchschimmern, wenn alle Mächte und Mächtigen vereint wären, um auf den lauten Schrei auf dieser ganzen Welt zu reagieren: „Willst du dich um mich kümmern, mich anziehen, mich füttern, mich waschen?“, anstatt Waffen zu verteilen, um zu töten oder die Bedürftigen ihrer letzten Ressourcen und, am schlimmsten, ihrer Würde zu berauben? Können wir sie als Adams unter uns sehen: Ukrainer, Uiguren, Rohingya-Tibeter, die indigene Bevölkerung?
Sogar die Erde selbst ist ein „Adam“, der mehr und mehr durch unsere Gier behindert wird und seine Fähigkeit verliert, sich um uns zu kümmern, uns zu ernähren und uns zu kleiden. Alle Politik und alle utopischen Ideologien, ob säkular oder religiös, waren und werden destruktiv und katastrophal enden, wenn „Adam“ nicht im Zentrum ihrer Politik steht.
Liebe Leserin, lieber Leser, seien Sie ermutigt, sich um die Adams zu kümmern und sie zu lieben, damit hier und jetzt ein Schein des göttlichen Lichtes sichtbar werden kann.
Laurent Nouwen
Hier geht’s zum Adam-Buch von Henri Nouwen: