Mit Traumata umgehen und traumatisierten Menschen beistehen – wie kann das gelingen?

Was brauchen Menschen, die durch Flucht und Krieg, Gewalt und Missbrauch traumatisiert sind? Welches Grundwissen über individuelle und kollektive Traumata hilft Menschen, die andere begleiten möchten, ohne gleich Psychologie zu studieren? Am 12. Januar präsentieren wir im Friedensinstitut Freiburg ein neues Buch, das fundierte Antworten anbietet.

Benjamin Isaak-Krauß ist Pastor der Mennonitengemeinde Frankfurt am Main und Vorstandsmitglied der internationalen Menschenrechtsorganisation Community Peacemaker Teams. Er hat in Heidelberg und Elkhart (USA) Theologie sowie Friedensforschung studiert und ist in verschiedenen gewaltfreien Bewegungen engagiert.

Ende April 2022 schrieb er in einem Beitrag für Die Eule, ein Magazin für Kirche, Politik und Kultur:

Ukraine-Krieg und Trauma-Forschung: Raus aus der Schnappatmung

„Eine der bahnbrechendsten Bewegungen in der Friedensarbeit des letzten Jahrzehnts – neben der empirischen Neubewertung des gewaltfreien Widerstands – ist die Integration der interdisziplinären Traumaforschung in Prozesse der Friedensbildung, Präventions- und Versöhnungsarbeit. Während meines Studiums der Theologie und Konflikttransformation habe ich dabei besonders den Ansatz „Strategies for Trauma Awareness and Resilience“ (kurz: STAR) schätzen gelernt und wurde in meiner Perspektive auf Friedensarbeit nachhaltig davon geprägt.

Es ist gut zu sehen, dass auch in Deutschland das Bewusstsein für die traumatischen Folgen und ihre generationenlange Halbwertszeit wächst. Mich erreichen derzeit mehr Texte und Fortbildungen zu traumasensibler Arbeit mit Geflüchteten, Veteranen der Bundeswehr und in der Entwicklungshilfe, aber auch mit Senioren und Kindern, als je zuvor. Dieses breite Bewusstsein für Trauma und Resilienz ist eine echte Errungenschaft!

… noch immer ist viel Literatur zur Schnittstelle Trauma und Frieden nur in Englisch zu haben. Für den Diskurs in Deutschland wäre es gut, wenn sich Verlage fänden, die wichtige Bücher übersetzen lassen, wie z.B. das „Little Book of Trauma Healing“, ein exzellentes Begleitbuch zum STAR-Training.“ (Screenshot: Die Eule)

(Hier geht’s zum vollständigen Artikel.)

Projekt: Das „Little Book of Trauma Healing“ auf Deutsch

Benjamin Isaak-Krauß beließ es nicht dabei, sondern wurde aktiv – und sprach uns als Verlag sowie viele weitere Institutionen und Einzelpersonen an: Können wir dieses Buch auf Deutsch herausgeben?

Wir haben es getan – tatsächlich ist Carolyn Yoders Buch Heilsam mit traumatischen Erlebnissen umgehen – Wege zu Resilienz, Frieden und Versöhnung vor wenigen Wochen erschienen.

Hier geht’s zum Buch (inkl. Leseprobe sowie den Schaubildern aus dem Buch).

Das ist auch dem Engagement zahlreicher einzelner Personen sowie Institutionen zu verdanken. Wir sagen daher ein herzliches Dankeschön an:

Karen Hinrichs, Freiburg / Dr. Martin Horstmann, Köln / Benjamin Isaak-Krauß, Frankfurt am Main / Andreas Rosenwink, Bammental / das Bildungszentrum Bienenberg / das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee / das Deutsche Mennonitische Missionskomitee / das Mennonitische Hilfswerk / die Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona / die Evangelische Landeskirche in Baden sowie die Stiftung Wings of Hope Deutschland der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Und worum geht’s in dem Buch?

Wie können wir Resilienz fördern und Kreisläufe der Gewalt vermeiden – inmitten einer Welt, die mit Krieg und Rassismus, mit Klimawandel, Pandemien und Terrorismus konfrontiert ist?

Die Autorin Carolyn E. Yoder ist Pädagogin und Psychotherapeutin und arbeitete viele Jahre in Asien und Afrika, im Mittleren Osten sowie im Kaukasus. In ihrer Praxis für Psychotherapie ist sie spezialisiert auf Trauma-Transformation.

Diesem Buch liegt das STAR-Konzept zugrunde, das sie mit dem Center for Justice and Peacebuilding der Eastern Mennonite University zur Bewältigung von Traumata nach den Anschlägen vom 11. September 2001 entwickelte. Inzwischen haben Tausende die STAR-Seminare in über 60 Ländern besucht.

Dieses Buch liefert eine hilfreiche Einführung für persönlich Betroffene ebenso wie alle, die beruflich oder ehrenamtlich mit traumatisierten Menschen zu tun haben.

Stimmen zum STAR-Konzept und dem Buch

„Die beiden Kurse gehören zu den besten Fortbildungen, die ich in meinem beruflichen Leben gemacht habe.“

Karen Hinrichs, Direktorin des Friedensinstituts Freiburg, im Vorwort

„Der besondere Ansatz Carolyn Yoders ist ihre Perspektive, die deutlich breiter ist, als dies bei der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung der Fall ist.

Angesichts der Größe der Krisen auf gesellschaftlicher bis hin zu globaler Ebene sollte Hilfe sich nicht auf psychotherapeutische Praxen beschränken. Ihr ist es wichtig, strukturelle Probleme und Beziehungsthemen anzuschauen, die der Gewalt und dem Trauma zugrunde liegen. Deswegen sind auch Fragen der Konflikttransformation zentral.

Yoder ist überzeugt, dass eine Gesellschaft ein gutes Grundwissen darüber benötigt, wie Körper und Psyche auf Traumata reagieren und welche Hilfen geeignet sind. …“

Dr. Marcus Weiand vom Institut ComPax (Bienenberg)

„Wenn jeder Mensch Zugang zu dieser Kombination aus Traumabewältigung, Neurologie und Konflikttransformation hätte, wären wir einer friedlichen und gerechten Welt ein gutes Stück näher.“

Maria Minnich-Hege

„Dieses Konzept ist hilfreich für alle, die mit Menschen zu tun haben.“

Andreas Rosenwink

Veranstaltung am 12. Januar in Freiburg

Herzliche Einladung also, am 12. Januar um 17.00 Uhr gratis dabei zu sein – vor Ort in Freiburg oder digital per Video. Auch die Autorin Carolyn Yoder wird dann online mit dabei sein.

Hier geht’s direkt zu weiteren Infos sowie der Anmeldung (bitte bis zum 9. Januar anmelden).

Und hier gibt es eine Übersicht aller Titel, die bisher in der Edition Bienenberg erschienen sind.